Die Aristokratie des neuen Jahrtausends

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Wenn irgendetwas gesellschaftlich besonders belastend gewesen ist, dann drückte sich das gerne in einer gewissen Gegenkultur aus. Je nach Herrschaftsausrichtung wurde diese Gegenkultur entweder nachhaltig gewarterboarded, oder sie wurde geduldet, sie durfte gedeihen, damit man sich als Herrscher vollumfänglich legitmieren lassen konnte. Was wir "Demokratie des Westens" nennen, fällt unter letzteres, auch wenn wir in Zeiten von #Lügenpresse das alles nicht mehr glauben wollen.

Wir? Na, das hättet Ihr gerne, wie ihr da so plötzlich ganz erregt sitzt und glaubt ihr hättet jetzt den Schulterschluss mit dem Henoth innerhalb von einem Absatz, und dann noch im allerersten, geschafft, ohne jemals einen Gedanken daran verschwendet zu haben, warum diese Polemik überhaupt Stilmittel dieser Rhetorik wurde.

Warum eigentlich "alles nicht mehr glauben" ? Reichte es gestern nicht noch, als alle sagten, sie wären Atheisten geworden und glaubten erstmal nicht mehr an diese eine Sache?  jetzt an Alles? Hatte die Öffentlichkeit nicht bereits einen prima Start hingelegt, als die Säkularisation begann zwischen der Lehre von gestern und dem aus einem wie-auch-immer-gebildeten Konsens von Volksvertretern zu trennen? Bestand das Selbstverständnis eines fruchtbaren Diskurs nicht irgendwann auch aus der Aufnahme von gegenteiligen Meinungen?

Lasst euch nicht verwirren, liebe antiautoritär Lesenden, denn Gegenkultur war auch oft einfach nur gern das Sammelbecken für alles, was nicht Mainstream sein wollte oder zu behindert war und nicht konnte; d.h. eben meist aus einer vorwerfbaren Kreativlosigkeit heraus keine eigene Gruppierung aufstellen will.

Diese Wahl zu treffen, kein neues, sondern ein bestehendes Konzept zu nehmen und nur die Punkte zu ändern, die einen stören (oder um zu provozieren, die andere stören), kennen wir bereits von Klassikern der Gegenkultur: Zum Beispiel Satanisten.
Die haben sich auch erstmal an den Hauptmerkmalen der herrschenden Kultur festgekrallt und ein paar Variablen mit einem Minus versehen. Wenn es wenigstens der Kehrwert gewesen wäre, meine im Hass vereinten Gegenleser, nein der Satanismus war im Grunde ein Karneval der Auflehnung, eine Stunk-Sitzung wider dem spitalem Ernst der geweihten Herrschaft. Aber leider alles andere als eine "eigene Kultur".

Und jetzt sagt nicht "Halt! Stopp! Jetzt rede ich!" Henoth, du ignorierst die ganzen (sic!) heidnischen Naturreligionen, den zum Mythos verklärten Märchenonkel  Aleister Crowley und all diese anderen Zauber und Wicca-Hurensöhne, die man ja auch alle irgendwo als Satanisten stempelt oder anders besteuert. Und ich würde euch auch beim zusprechenden Nicken des Kopfes mit der Hand nachhelfen wollen, wenn es hier nur irgendwie um etwaige Schubladen ginge, in die ich eure Meinung stecken könnte. Ich sagte aber, dass das Nachsprechen von  Dogmen eben genau KEINER neuen kulturellen Errungenschaft entspricht, die ich von ihrer Bedeutung fordere, wenn ich von einer Gegenkultur spreche.



"Gegen-" ist missverständlich, denn da steckt auch Meinungsspinning drin


Was ist Meinungsspinning? Ein Beispiel, die Phrase/ Überschrift: "Was Frauen beim Sex wollen" Was ist das dann? Was wollen Frauen?
Es impliziert, dass es etwas über den Sex hinaus geben muss, ohne welches der Sex allein zu wenig erscheint. Wie wäre es wenn Frauen einfach nur "den Sex" wollen? Ohne diese eingeimpfte Bedeutungsverschiebung in der Form der Fragestellung? Warum muss man das überhaupt aufpflanzen und wie fühlt sich eine solche Frau, wenn sie das liest? Denkt sie was habe ich verpasst? Das kann man sich doch vorstellen oder? Der Spin wird deutlich.


Hauptsache Du isst.


Man könnte also denken, wenn etwas "gegen drückt" oder "gegen hält", dann braucht es per Definition einen Aufpunkt auf den die Kraft wirkt. Es wirkt scheinbar wie ein Angelpunkt, um den eine Sache entschieden werden kann. in die eine oder in die Gegenrichtung. Als gäbe es nur diese zwei.
Links oder rechts.
Und, die Mitte, sagt ihr lachend. Genau.
Ihr werdet kreativ und bringt jetzt auch unten und oben keifend mit ins Spiel. Fein. Ihr habt es nicht verstanden, sondern seit wieder in den Spin rein gelaufen. Der Angelpunkt, um den ihr eure Position vertretet, hat sich nie verändert und der Spin bestand darin, davon nie abzuweichen, sondern die Diskussion, egal welchen Standpunkt vertretend, nicht zu verlassen. Jesus oder Satan und dei Frage ob keins von beiden auch ein Option sein kann.

Hobson stellte schnell fest, dass seine besten und schnellsten Pferde die beliebtesten und deshalb oft überarbeitet waren. Um weitere Erschöpfung seiner besten Pferde zu verhindern, führte Hobson ein striktes Rotation-System ein, das es dem Kunden nur erlaubte, das der Reihenfolge nach nächste Pferd zu nehmen. Diese Politik des „diesen oder keinen“ wurde als Hobson's choice bekannt, wenn eine scheinbare Wahl de facto keine Wahl ist. - wiki

Keine Ehre mehr

Das Gefühl, das entsteht, wenn man allerdings als Erdenbürger merkt, welche Bedeutung einem im Spiel um das Ganze zuteil wird, ist nicht unbedingt Quell für Lebensenergie, das gebe ich zu. Allein die Zahlen lassen einen eher vermuten, dass man unwissend Teil einer Schwarmintelligenz geworden ist, von der man noch nicht so richtig erfahren hat. Wenn nämlich die Stiftung Weltbevölkerung, mit ihrem Logo aus stilisierten Menschlein, die sich wie eine gebastelte Papierkettengirlande an den Händen halten, davon spricht dass bei 7,44 Milliarden Menschen jedes Jahr 74 Millionen ungewollte Schwangerschaften entstehehen, dann kann man sisch schon fragen woher das menschliche Bewustsein seine Kraft zur Entscheidung überhaupt her nimmt.

 "The single greatest obstacle to turning women into fully productive members of the workforce, i.e. batteries, is not men obstructing them but their persistent belief in metaphysics. If the thing that is keeping women out of the underpaid labor force is "family", then family must go, and if what pulls them towards family is love then love has to be a fantasy.  [...] " - the last psychiatrist

Weitergehend betrachtet stellt man schnell die Verbindung her zwischen einer inherenten Kriminalität ausgeübt durch genau diese ungewollte Kinder und der Möglichkeit diese zu verhindern. Eine umgekehrte Korrelation zwischen Legalisierung von Abtreibung und Abnahme von Kriminalitätsstatistiken.  ("effect of legalized abortion on crime oder auch Donohue–Levitt hypothesis"). Da sind aber meines Erachtens, wohl eher die Statistiken vom ADAC heranzuziehen als diese amerikanischen Studien irgend eines Rockefeller Instituts. Nichts für Ungut.

Beinahe alles hieran ist falsch. Niemand, der nicht über Detailkenntnisse verfügt und genau nachdenkt, kann auch nur ansatzweise erkennen, was der Autor überhaupt meint, und auch welche Verzerrungen, Fehler und Missverständnisse in diese [...] Sätze eingebaut sind. -  Prof. Dr. Thomas Fischer

Jetzt ohne Orientierung da zu stehen: politisch, wirtschaftlich, oder entwurzelt durch z.B. Konsumausrichtung oder durch z.B. Abbau von Werten auch noch ethisch (Stichwort: Entehrung), triggert natürlich bei  vielen ein Ersatzverhalten, auf dass wir alle gerne verzichten würden, aber nicht können. Die Natur dieses Ersatzverhaltens ist eben ihre scheinbare Alternativlosigkeit. Also die moderne Protestbewegung ist eine ledigliche Verweigerungshaltung des status quo, aus der Trägheit eine Alternative herauszubilden. Die Ausbleibende Änderung des Situation wird als Ohnmacht empfunden, weil die Situation drückt, die eigenen Entscheidungen weh tun, aber sich keine Besserung einstellt.

"Das Maß der Beschränktheit, mit welcher sich Angehörige einer verachteten Unterschicht auf genau die Mechanismen einlassen, welche sie ausgrenzen, ist immer wieder bemerkenswert." -  Prof. Dr. Thomas Fischer

Im übrigen würde ich das auf den gesellschaftlichen Kontext der westlichen Demokratie übertragen eine erlernte Hilflosigkeit bezeichnen. Ein andere Bezeichnungen sind im politischen Kontext: Nichtwähler oder Politikverdrossenheit. Im inter-sozialen Kontext gerne verwechselt: Introvertierte sind keine Wahlverweigerer, sie haben sich nur für scheinbar asoziale Variante entschieden. Satanisten sind eine Folge erlernter Hilflosigkeit. Im weiteren Sinne ist der Glaube an sich (egal welche Religion) eine Folge erlernter Hilflosigkeit (dem unbekannten Metaphysischen gegenüber): Der Versuch dieser Hilflosigkeit mit rituellem Handeln und tradierter Ethik zu entkommen.

"Menschen sind stark motiviert, ihr Selbstwertgefühl gegen Bedrohungen zu verteidigen, daher neigen sie dazu, eigene Erfolge eher intern, Misserfolge eher extern zu attribuieren, insbesondere wenn keine Hoffnung auf Leistungsverbesserung besteht." - wiki
Diese Form des Correspondence Bias zeigt einen zweiten wichtigen Aspekt (aus der Sozialpsychologie gesehen), wie man die Persönlichkeit von anderen Menschen und deren Einfluss auf eine Situation fundamental unterschätzt und äußere Faktoren (unter anderem, weil man ihnen nicht genauso bewusst sein kann) völlig unterschätzt.

"Nach dem amerikanischen Philosophen Steven Clarke ist der fundamentale Attributionsfehler die Ursache dafür, dass Anhänger von Verschwörungstheorien ihre Überzeugung, hinter einem bestimmten Ereignis stecke das böswillige, geheime Handeln einer Verschwörergruppe, auch dann nicht aufgeben, wenn sich diese These nur noch zu hohen sozialen oder intellektuellen Kosten aufrechterhalten lässt. Sie müssten dann zugeben, dass situative Faktoren wichtiger sind als dispositionale: Dass also zum Beispiel die Beharrlichkeit, mit der amerikanische Behörden sich weigern, den Absturz eines UFOs 1947 in Roswell, New Mexico zu diskutieren, nicht auf ihre Neigung zu verschwörerischem, paternalistischem Verhalten zurückzuführen ist, sondern auf den situativen Faktor, dass da gar kein UFO abgestürzt ist."- wiki
Und jetzt, wo wir beim Henoth bei den Verschwörungstheorien gelandet sind, so wie die UFOs von Area 51 in Roswell gelandet sind, wollen die Ersten sich wieder ablenken und fragen als wollten sie wirklich den Grund  wissen warum das am elften September alles so so war, wie es war; als könnten wir jetzt in ein paar links im Internet schnell die Quellen abklären, mit denen alles paletti is und die anderen Schuld waren. Als ob es darum ginge hier. Als ob. 


Elizabeth

Jonathan

Leak or didnt happen 

Die Schwierigkeit seine Relation zu den Dingen einzunehmen liegt vielerorts also nicht in der Identifikation zu einer Gruppe (Kultur oder Gegenkultur) sondern in der komplexen Filter-blase, in der sich jeder befindet. Ließe sich etwa durch geschickte Einflussnahme der Medien eine gesamte Volksmeinung beeinflussen, ohne das Propaganda nennen zu müssen? Weil so es so subtil ist; etwa so wie die US Intelligence Geldmittel in die Hollywood Industrie pumpt?  Und das ist niemandem aufgefallen oder was? Ohne Wikileaks wär das völlig unerkannt? Wollt ihr mich verarschen?

Oh, nein ihr glaubt das wirklich. Und ich stelle fest, damit seit ihr nicht alleine. Die Schere zwischen dumm und klug öffnet sich weiter. Die Nutzung der "digitalen Welt" ist inzwischen gleichzeitig Voraussetzung zur Meinungsbildung und ihre größte Hürde geworden. 


"Doch selbst in den achtziger Jahren interessierte sich nur eine Minderheit für das Programmieren. "Schon damals waren es Freaks" [...]  Das Modell für die Zukunft ist nicht der versierte Hacker, sondern einfach ein mündiger Techniknutzer." - zeit.de

Wenn man sich den Zeit Artikel so anschaut, wie sie versuchen die gute alte Zeit mit ihren Komplizierten Eingabemethoden als schwere Schule für die heutigen Köpfe heranzuziehen und gleichzeitig eine Verblödung der restlichen Gesellschaft heraufbeschwören, als wäre man schon scheintot, wenn man nur Wischgesten kennt. Völlig verquer und am gesamten Kontext vorbei. Schön dass BASIC 50 Jahre geworden wäre, wenn das nicht auch schon völlig unbedeutend wäre. so etwas kann auch nur jemand schreiben der wirklich will, dass sich die Generation Y von den Nachrichten abwendet. Bewusst abwendet.

"Laut der Studie ist das Vertrauen in Nachrichten und Journalisten in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen besonders niedrig. Insgesamt vertrauen etwas mehr als die Hälfte der Befragten aller Altersgruppen (52 Prozent) dem Großteil der Nachrichten. Unter den jungen Menschen liegt das Vertrauen nur bei 37 Prozent. Noch schlechter sieht es beim Vertrauen in Journalisten und die Unabhängigkeit der Medien aus". - zeit.de zitiert aus dem Forschungsbericht hier (pdf).

Schnell wird klar, dass die jungen Leute mitnichten irgendeine BASIC Sprache können müssen um sich "mit Computern auszukennen". Sie haben sich bereits weitläufig orientiert und lehnen das beschissene Nachrichtenangebot einfach mal aus dem Rückenmark ab. (Im Forschungsbericht wird auch die Frage gestellt warum denn diese Adblocker auf den Computern der Nutzer überhaupt sein müssen. Nachrichten bezahlten sich ja schließlich auch nicht von alleine. Aber das nur nebenbei). 

Dazu der Weltenrichter:

Das chomsky zitat beim fefe fasst eigentlich meine Erfahrungen aus den Semestern Politik wieder. wundervoll zusammen gefasst:

auch den Nachsatz: "Governments are not representative. They have their own power, serving segments of the population that are dominant and rich." 
Chomsky in Amerika bekannt als der, der sich öffentlich gegen den Vietnamkrieg aussprach. 
Es ist alles so paradox. Aber es ist schon interessant, Regierungen (und Konzerne) als eigene Interessengruppe, divergierend von den Interessen der (wählenden) Bevölkerung zu betrachten. Als Etablissement, welches zwar einerseits bewusst installiert wurde (demokratische Wahl), andererseits genug Eigendynamik besitzt, um sofort mit der Machterhaltung zu beginnen, entgegen der vorangeganenen (installierten) Prinzipien.
Es ist übrigens allgemein Akzeptiert das "Machterhaltung" legitimes Ziel einer Partei/Regierung innerhalb einer Demokratie ist. Also diese Motivation wird nicht kritisiert.
Wenn ich für mich Handlungsschlussfolgerungen daraus ziehe, dann sind diese sehr schnell so weit abseits, dass ich bei etwaigen Erläuterung per chat sicherlich unter die Augen von "Datenschützern" gelangen würde. - Der Weltenrichter 



Die feudalen Schichten 

Wenn man also diese ganzen Machtgefälle zussamenzieht kommt man auf ein interessantes Bild. Eine feudale Struktur. Man könnte von einer neuen Aristokratie sprechen. Einer Herrschaftsform, deren Untergebene sich selbst finden und unterordnen. 

3. Schicht

Die digital unmündigen Bildzeitungsleser, die Chancenlosen, die niemals ihre Eigenständigkeit erwerbenden Bauern sind die unterste Schicht. Mit Ihnen kann jedes Informations-Schindluder getrieben werden. Sie möchten es auch genau so haben und nehmen nur all zu gerne Hobson's choice dafür in kauf. Bei ihnen sind auch die Satanisten und Verschwörungstheoretiker. Sie können das Spin Doctoring vielleicht erkennen, aber sind unfähig Transferleistungen zu erbringen. Unfähig aus ihrer Rolle auszubrechen, Handlungsanweisungen aus dem Erlebten heraus zu bilden oder auf zukünftige Entscheidungen zu extrapolieren. Sie reagieren lediglich mit Verdrossenheit. Aber sie chatten auch, twittern, kaufen bei amazon einen Fernseher, der auch ins Internet kann, machen Internetbanking selbst mit dem Telefon und öffnen unbekannte Anhänge mit dem Doppelklick. Sie warten bis es schwarz auf weiß bei Wikileaks steht, dass die NSA alle E-Mails mitgelesen hat und verschlüsseln auch dann nicht, wenn es nur eine Wischgeste benötigen würde. In der Aristokratie haben sie aber vor allem überhaupt keinen Einfluss auf die Gestaltung der Machtverhältnisse. Sie können gar nichts verändern, weder für sich noch für andere und missverstehen auch konstant, wie sie darauf gestalterisch Einfluß nehmen könnten. Ein weiteres Merkmal ist auch: Es spielt keine Rolle welchem Macht-Gefüge sie angehören, denn sie lehnen diese Verantwortung sogar ab (Stichwort Sportvereinstreue statt politische Einflussnahme). Wechsel des Herrschaftsglaubens führt nur selten zu Machterhalt (=Aufstieg), daher ist der gewollte Klassenverbleib auch immer Teil des verdrossenen Dogma. 

2. Schicht

Die savvy Nutzer. Die Redakteure und Nachrichtenjournalisten. Ingenieure und Programmierer. Geschäftsleute und Bankiers. Die Leute, die entweder den Zugang zu einer Information haben oder den Zugang zu einer (relevanten) Information ermöglichen. Die Beamten, Ritter und Geadelten. Einmal in den Stand erhoben, ist es ungewöhnlich wenn man ihn wieder verlässt. Deutlichstes Merkmal: Ihre Adligkeit ist auf die Aristokratie angewiesen. Ohne Ihren Herrscher hätten sie keine aristokratische Bedeutung. Die Feudalität gibt ihnen neben dem Brot auch ihre Existenzberechtigung. Sie stehen morgens am iPhone Store in der Schlange und tragen Fitnessarmbänder um ihr Leben zu optimieren. Sie bloggen, sind Admins von Foren oder programmieren ihr Internet der Dinge um und fangen in der Freizeit Pokemon; damit beantworten sie Hobb's choice nebenbei ironisch und gleichzeitig selbstbewusst. Sie hebeln sich aus der erlernten Hilflosigkeit immer wieder durch Diversifikation (z.B. durch Bildung oder auch durch Geld). Sie können ihre Fähigkeiten für andere einsetzen oder für sich selbst, zum Gemeinwohl oder kriminell. Das ist ihre Klassenaufgabe, während sie sich nach oben Ausschau halten und sich zum scheinbaren Klassenaufstieg bereithalten, der sich aber tatsächlich niemals vollzieht. Zum Vergleich: Ein Lottogewinn ist um Größenordnungen häufiger vertreten. Damit dienen sie gleichermaßen dem einen Herrn, verwalten das ganze Volk und treiben Krieg mit den anderen Glaubensrichtungen. Sie schauen vielleicht hinter Kulissen und wissen um die eine oder andere Ohnmacht, aber bleiben dem Feudalen Modell stets loyal, selbst wenn sie die Glaubensrichtung wechseln, weil sie bereits Machterhalt ausüben durch ihr Können und ihre Befugnisse. Selten, dass sie sich komplett aus dem digitalen oder öffentlichen Leben wieder zurückziehen (können). 


1. Schicht

Die Gatekeeper von Informationsvektoren. Diese Art Herrschaft ist komplex verteilt, weil teilweise virtuell. Es teilt sich ein Machtverhältnis zum Beispiel der Handyhersteller, der Internetprovider, der Seitenbetreiber und der jeweilige nationale Spin-Doctor. Oder der Smartfernseherhersteller, der Netzeinspeiser, der Senderbetreiber und seine werbenden Sponsoren, und die nationonale Nachrichtenagentur. Nicht Staatenlenker und Einzelpersonen entscheiden etwa Schicksale, sondern ganze Vektoren werden gelenkt. Die Möglichkeit zum Austausch wird bestimmt, auf die selbe Weise wie Neusprech definiert wird; programmatisch, kontextsensitiv, richtungsweisend.. Dazu kommen unzählige andere Akteure, die auf verschiedenste Weisen diese Machtverhältnisse auch gegeneinander ausspielen können, um daraus Profit (oder Einfluß/ oder Aufmerksamkeit/ etc.) zu generieren. Zum Beispiel ein Hacker mit einem Bot-Netz/ bzw. Erpressungstrojaner oder Donald Drumpf mit seinem Twitter Account oder Edward Snowden mit der Wahrheit. 
Staatliche Gesetze sind zwar vorhanden aber die Informationen durchdringen diese Strukturen völlig und verteilen sich über diese dynamischen Machtverhältnisse neu. Deshalb sind die aktuellen Kriege vor allem Informationskriege. Folgendes verdeutlicht das: Potentaten ohne große Macht in der ersten Schicht der digitalen Aristokratie sind auch immer darauf angewiesen, das globale Informationsnetz physikalisch von seinen Untergebenen abzuschneiden, um ihre weltliche Macht nicht zu gefährden (z.B. Nordkorea). Es ist das selbe wie stetige Versuch der Politik, irgendwas im Internet zu verbieten, "zu löschen" oder per Eilantrag zu sperren.


Henoth laber nicht, wer ist denn jetzt der absolute Herrscher?

Ihr lest diesen Blog, also versteht ihr Deutsch, seid westlich geprägt und erwartet demnach einen obersten Herrscher. Einen König. Einen Gott. So ist das mit der attributiven Erwartung nun mal. Aus der Rolle kommt ihr nicht heraus. Anstatt euch aber zu beleidigen, wie ich es tun sollte, erkläre es euch einfach anders: In der Historie der feudalen Herrscher gab es sicherlich große Herrscher, die ganze Erdreiche unterwarfen. Aber wurden jemals alle Menschen unterworfen? Und dauerhaft? War es nicht so, dass sich viele Herrscher gegen andere immer wieder durchsetzen mussten. Auch in den eigenen Reihen? Den absoluten Erden-Herrscher gab es nie. Auch nicht im globalen Internetzeitalter. Ich hatte gesagt "komplex verteilt". 

Und deutlich wird, du bist Teil einer feudalen Struktur, du dumme Sau, einer Aristokratie des neuen Jahrtausends unterworfen. Knie nieder! Verbeug dich und Winsele mit mir! In den Staub mit dir und deiner scheiß Meinung. Du bist so verdammt unbedeutend, so wie alle anderen, einzeln gesehen. 


"Ich bin nicht der offizielle Kirchenjesus, der unter Polizisten, Bankiers, Richtern, Henkern, Offizieren, Kirchenbossen, Politikern und ähnlichen Vertretern der Macht geduldet wird. Ich bin nicht euer Superstar", brüllt Kinski.