Telefon

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Beginn ----  Das Telefon läutet

Es blicken immer wieder dieselben Gadanken durchs Telefon. Melden sich nie beim Namen haben aber immer die gleiche Nummer. Ich nehme ab und lausche der Bandansage, die mir mein Seelenheil  für einen Rückruf zum Ortstarif verkaufen will.
Wiederwahl und Rufnummernunterdrückung kombinieren sich nicht und somit lege ich auf. Mein Strahl von klarer Ablehnung bis zum nächsten Anruf zerstreut wie ein Prisma auf mein Interesse. Dann, ein Verbraucherschutzberater will mich werben. Seine Ware hat den unklaren Umriss einer Zuckerwatte und riecht ebenfalls leicht süßlich; Es geht um die beste Ausnutzung von Geldanlagen und steuerlichen Vorteilen zugechnitten auf jeden einzelnen Bundesbürger. Jetzt wäre ich ja dran.


"Ja ich bin am Apparat", da jedem sein Päckchen zugeteilt ist; er sagt man müsse es nur nehmen. Das wüssten die wenigsten, aber da er gerade altruistisch ist und auch seine Preise erstmal im Hintergrund hält, lächelt seine Visitenkarte durch die Muschel. Es ist verderblich sobald man es in die Hand bekommt und versucht damit seinen Genuss zu stillen. Es zerfällt im eigenen Mund in die zuckrige Versprechung und den bunten Farbstoff mit der es gewebt wurde und zum Schluß steht man da wie ein Tor mit klebrigen Händen und einem Holzstock in der Hand, mit dem der Takt zur Operette des Betrugs geklopft werden kann.

Schnitt---- Szenwechsel 1 --- Ich darf tauschen

Ich, männlich, 22 Jahre, stehe dann bereit, als Aushilfe im Callcenter, Fragen zu Mißverständlichkeiten in den Geschäftsbedingungen, die im Kontrast zum Menschenverstand auftreten, ohne Widerworte mit Ihnen zu diskutieren, um den Schein des Service zu wahren oder zumindest jemand  'von denen' mal irgendiwe überhaupt erreicht zu haben ("Zeigen Sie's mir!"). Das Problem zergeht wie Butter in der Pfanne; dass ist nicht eine Frage der Hitzigkeit sondern der Zeit. Also stauche ich die Information als Callcenterserviceguide nicht, sondern dehne Sie über meherer Sitzungen mit Ihnen aus. Ich bin der Gärtner und dünge die Saat weise. Ich erhebe mich nicht und ich weiche auch nicht zurück. Ich bin ideal für jeden Bereich mit Kundenkontakt. Weil Kompetenz nicht der entscheidende Faktor bei einer Call-Beratung ist, habe ich geschafft meine Fähigkeiten zu steigern und kann sogar künstlich meine Intelligenz für den Kunden abschalten, um ihn nicht mit seiner erhabenen  Position als zahldender Kunde zu überwerfen.
Ich habe keine rhetorischen Fähigkeiten, die nur verwirren würden, aber die emotionale Basis vertrauensvoll dem Kunden zu vermitteln wie er das Anliegen verlagern oder besser noch vergessen kann.

Schnitt---- Szenwechsel 2 --- Wiederwahl

Es klingelt zweimal - Klicken - dann Magnetbandspulenrauschen und eine analoge Aufnahme von Jingles und Hurra-Wach-Stimmen machen mich auf die anderen Möglichkeiten dieses Telefonservices aufmerksam. Eine Nummerngirl erscheint im Hörer und hält die Schilder hoch für meine Optionen. Eine 1 Für das Hauptmenü mit allen Fragen zu Geschäftsbedingungen und allgemeinen Fragen, sozusagen der Standard. Aber ich will mehr - Gleich geht es über zu Runde zwei mit technischen Fragen und Problemen mit diesen Finessen. Ja, aus Angst, das restliche Programm könnte mein Anliegen noch ein bischen weniger abdecken als diese Oberbegriffe haue ich schnell die notwendigen Mehrfrequenztöne in die Verbindung.
Ich gebe zu erkennen: Ich bin Laie. Das lässt hoffen auf freundliche umfassende Arme und preisgebende Antworten. Ich bekomme eine Mikrofonstime mit Nase im Kaffe und den Geräuschen nach zu urteilen, spielt er PacMan auf der Tastatur in einem Internetcafé, supervised und halbtags gelähmt. Huch! Das bin ja ich-
Ich lege auf.
 Gitarrensolo mit drei Fingern, gekniffener Blick und auf die Unterlippe beißen, krampfen.
Wiederwahl.
Jemand anderes - Gott sei Dank´nicht ich!




1 Kommentare:

jetong aus dem hutong hat gesagt…

telefon ist schall und wahn, gasknecht

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