Piraten sind im Grunde zu ineffizient in der Produktion von Schrecken

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Heute gedenke ich allen Piraten dieser Welt. Wir wollen etwas mehr als eine Minute zusammen schweigen (und lesen), um den verstorbenen Piraten, solche die verurteilt wurden und jene, die sich in Gefahr begeben werden den Stand eines Piratens zu erklimmen gerecht zu werden.

Dazu der Weltenrichter: Ich erinnere mich dunkel, das du mal so nen ye olde pirate mod im chat aktiviert hattest. Das hat Wut erzeugt.


Aber "der Stand eines Piraten", was ist das denn eigentlich, Henoth, fragt ihr mich mit aufgeklapptem Interesse und ich würde euch auch antworten - aber wir wollten ja schweigen. Daher lesen wir uns die Antwort gemeinsam durch:

Die Definition von Piraten ist nach der UN Charta insbesondere dadurch gegeben, dass kein Staat die Aggression, welche auch immer, ob zu Land, Luft oder Wasser, unterstützt. Man geht also von "Privatpersonen" aus, die sich anderen Eigentums bemächtigen. Historisch gesehen und von der praktischen Sinnhaftigkeit geschieht dies zumeist auf dem Wasser, denn auf "hoher See", 200 Seemeilen entfernt ist man frei von der Ausübung staatlicher Hoheitsgewalt.
Also die Zone, wo alles erlaubt ist, z.B. Piraterie?


Heute von Piraterie betroffene Gebiete - wiki
 Es ist aber auch genauso geregelt, dass diese "Agressoren gegen Mitglieder des eigenen Landes" aufgebracht, ihre Ladung konfisziert und verurtelt werden dürfen und das obwohl (oder gerade WEIL) sie sich in der "alles-erlaubt-Zone" aufhalten.

Gerade findet sich so ein Fall in Hamburg, bei dem es nur scheinbar schwierig scheint, diesen Leuten Recht zukommen zu lassen. Die Zeitung spricht davon, dass die Zwickmühle für den Richter und seine verurteilende Gesellschaft nun darin bestehe, dass man diese Leute ausweisen müsse, weil dies durch das Gesetz vorgegeben sei (ab 3 jahre Haftstrafe), aber auf der anderen Seite, die Anwälte würfen eine Reihe von moralischen Verantwortlichkeiten auf, die ich hier mal aufliste:

  • Somalier fürchten im Fall einer Rückkehr um Leib und Leben
  • Falls man die Männer zurückschicke, "provoziert man im Grunde Straftaten, man verhindert sie nicht."
  • "Die wollen sich hier integrieren, die wollen nicht im Hafen irgendwelche Schiffe überfallen."
  • Deutschland habe die Somalier gegen ihren Willen hierher geholt und sei jetzt auch für sie verantwortlich.

 

Zunächst aber erstmal das viel wichtigere Thema in den Vordergrund

Das, was den Medien nach zu urteilen, die Bevölkerung viel brennender interessiert als Ausweisungen aus Deutschland - wo doch sowieso alle refelexartig denken, die werden sowieso ausgewiesen, was macht ihr für einen Buhei -  das ist natürlich nicht Piraterie, sondern der Terrorismus. Ja genau, DER Terrorismus, schließlich konnte man sich ja inzwischen auf einen einigen, der uns ALLE bedroht. Oh, doch nicht?



Nehmen wir die umfangreiche Definition von Pehlivan zu Hand, dort ist Terrorismus die Erzeugung von Schrecken
  • als ein Mittel des Widerstandes (ultima ratio) durch den auf längere Zeit angelegten und zentral gelenkten Zusammenschluss von mehr als zwei Personen
  • zur Erreichung eines bestimmten (politischen) Zieles, das entweder auf einer sozialrevolutionären, nationalistischen oder religiösen Ideologie oder auf einer separatistischen Motivation (Sezession-Autonomie) basiert
  • durch Anwendung von oder mit Bedrohung durch organisierte, kontinuierliche, wiederholte, asymmetrische, zweck- und planmäßige, nicht kalkulier- und vorhersagbare, unerwartete und kriminelle Gewalt
  • mit willkürlichem, unpersönlichem, symbolischem und chaotischem Charakter
  • gegen zivile, militärische oder neutrale Personen und Objekte
  • anhand von geheimen, militärischen oder technischen Methoden
  • mittels konventioneller, biologischer, nuklearer, chemischer oder virtueller Waffen
  • ohne humanitäre und gesetzliche Beschränkung
  • auf nationaler, regionaler oder globaler Ebene.
Also wollen die mir erklären, dass Piraterie, ob ihres privat-zivilen Umfangs nicht befähigt ist ein guter Terrorismus zu sein, weil denen die Erreichung bestimmter Ziele, basierend auf religiösen oder politischen Motiven, völlig abgeht?
Der Pirat ist also nicht mal ein halber Terrorist, weil er auf Dogmen verzichtet?
Weil sie nicht genug Schrecken beim erklimmen der Bordwände produzieren? Denn alle anderen Kriterien treffen im Kern zu...

Hätten Sie also ein Dogma, dann müssten sie auch nicht nach Hause, wir könnten sie ganz easy ins Bällchenland von Guantanamo abgeben, bis sie Bärte lang sind wie Murat Kurnaz. 


Moment mal, und was war denn mit den Kaperschiffen damals? 

"Die Kapitäne dieser Schiffe besaßen offizielle Kaperbriefe, die sie dazu berechtigten, im Namen der britischen Krone feindliche Schiffe zu kapern und Beute zu machen." sagt wiki und schauen wir uns an, was Kaperbriefe sind, dann stellen wir schnell fest "Der Kaperbrief war ein Dokument, das eine Regierung einem Privatmann ausstellte, der dadurch zur Kaperfahrt berechtigt wurde."
Nur, wenn eine Regierung das getan hat, dann stand sie auch auch im kriegerischen Verhältnis zu einer anderen Regierung. Somalia stellt keine Kaperbriefe aus. Sag mal, haben die eigentlich eine Regierung...?
Somalia hat erstmal garnichts zu bieten und genau DARUM fürchten die Jungs ja um Leib und Leben. Nicht weil sie Piraten sind, sondern weil sie Somalier sind.


Das klingt zynisch, aber wenn man bedenkt, dass Strafgefangene in deutschen Gefängnissen zwar sehr wenig, aber immer noch das Mehrfache verdienen, was ein hart arbeitender Familienvater in den armen Ländern dieser Welt verdient, ist es eine win-win Situation für diese Menschen, denn sie können ihre Familie aus dem deutschen Gefängnis heraus besser versorgen als sie es in der Heimat könnten, und dürfen später sogar hierbleiben und irgendwann ihre Familie nachholen. - asperitas

...so "provoziert man im Grunde Straftaten, man verhindert sie nicht."

Da steckt eigentlich am meisten drin. Das ist das ganz große Feuerwerk der Gefühle. Denn wenn man dem Anwalt glauben schenken darf, und seiner Polemik nur einen Deut weit folgt, ohne den Hebel der Provokanz allzu ernst zu nehmen, dann bedeutet das gleich unterschiedliches:
  • Wer nicht gekerkert wird, der macht alternativlos weiter, oder
  • Alle Somalier sind automatisch Verbrecher (werden gezwungen zu, etc.), und
  • müssen alternativlos "zum Recht verholfen" werden.
 Diese bizarre Betrachtungsweise ist natürlich nur der anwältlischen Polemik geschuldet, dennoch kann man schön die Rechtsverdreheung erkennen: Es wird der Aufenthalt im Gefängnis als positiv bewertet und der Gang in die Freiheit (die Abschiebung) als negativ.

Ebenso dieses überspezifische Dementi "Die wollen sich hier integrieren, die wollen nicht im Hafen irgendwelche Schiffe überfallen.", kann man prima gegenübertreten, wenn man weiss, dass es "nicht irgendwelche Schiffe, sondern ganz bestimmte" sind und "nicht im Hafen" sondern 200 Seemeilen davor. Denn letztendlich bleiben es Somalier und diese sind, wie wir festgestellt haben, sobald sie in Freiheit treten, gezwungen kriminell zu sein.


Nachsatz: "Deutschland habe die Somalier gegen ihren Willen hierher geholt und sei jetzt auch für sie verantwortlich. "

Dazu sage ich nichts. Ich schäme mich, dass sowas in der gleichen Sprache ausgesprochen, wurde ich der ich es verurteile. Dieses Kindergartendenken und Sandkastenförmchengefurze kann ich einfach nicht ernst nehmen. Das ist ganz große Popokacke. Das kann man doch nicht wirklich vor der Öffentlichkeit verlautbaren ohne sich selber das Wasser abzugraben? So blöd kann keiner sein.

Diese Vereinfachung und Verniedlichung auf Stelzen ist wie eine Bild-Zeitungsüberschrift. Und dazu brauchen wir keine Worte mehr zu verlieren. (Denn sonst sprächen wir von Wort-Zeitungs-Überschriften.) Ich finde, der Anwalt muss die Somalier auf ihrem Weg "bis zum Ende" begleiten. Wohin der auch imemr führt, er ist dafür mitverantwortlich und muss für den Dünnschiss mitbezahlen, denn er in die öffetnliche Toilette kackt. Ich will mich mit ihm prügeln, nicht etwa vor der Tür, sondern 200 Meilen weit draußen...



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