Über Sprengtuben in Zahnpastasätzen

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Zunächst nehmen wir den heutigen Fnord mal auseinander: Ein wunderschön unauffälliger Nachrichtentext mit einer netten Bildkomposition herausgegeben von unserem  Propagandaministerium den ARD-Nachrichten.

Übersicht:
  1. "Die USA haben gewarnt"
  2. "mögliche Anschläge" / "Hinweise auf mögliche XY"
  3. "»konkrete Bedrohung«"
  4. Sprengsätze in Zahnpastatuben
  5. Das Bild zur Nachricht

1.  "Die USA haben gewarnt"

 Sicherlich hat der demokratisch gewählte, repräsentative Arm der Mehrheit der Bevölkerung der Vereinigten Staaten ein gespanntes Verhältnis zur zerfallenen kommunistischen Hochburg und daher auch sicherlich die eine oder andere Expertise hinsichtlich persönlicher Sicherheit oder zumindest Vorbehalte ihnen gegenüber. Das macht aber auch noch keinen Nachrichtentext. Auch wenn wir 25 Jahre Mauerfall feiern können oder Deutschland eine Silberhochzeit, sehe ich keinen Anlass für Zänkereien am deutschen Trauzeugentisch, am Buffet oder, wie hier, quer über den Saal.

In der DDR gab es schon seit 1955 keine Trauzeugen mehr, mit dem Wegfall des DDR-Rechts im Zuge der Wiedervereinigung wurden diese aber 1990 für das Beitrittsgebiet zunächst wieder eingeführt. - wiki

Es kann natürlich sein, dass nicht "die USA" sondern der deren faschistische Gruppierung zum Machterhalt dies über ihre neue Technik "herausgefunden" hat. 


UPDATE: Wie konnte ich denn so ignorant sein. Natürlich ist dies der Fall.


2. "mögliche Anschläge" / "Hinweise auf mögliche XY"

 Aha, da haben wir es ja. Damit wird die Aussage überführt und es wird sehr deutlich, dass es sich hierbei schlicht um eine Vermutung handelt. Journalistisch wäre das natürlich vollkommen vertretbar, da Journalisten zumeist annehmen müssen, was sie für wahr halten. Daran wäre auch nichts auszusetzen, wenn man dagegen nicht auch die Brisanz der Nachricht im Gleichgewicht hält. Ist es eine Aussage über etwas unglaublich furchtbares oder grundsätzlich bedrohliches, dann ist die Konsequenz immanent. Ganz gleich ob es sich um eine Vermutung handelt, es stellt sich für den Leser zunächst Furcht und Bedrohungsgefühl ein.

Am 5. Februar 2003 führte US-Außenminister Colin Powell als Hauptgründe für den Irakkrieg vor dem UN-Sicherheitsrat an, dass Saddam Hussein über Massenvernichtungswaffen verfüge und dass er in die Terroranschläge am 11. September 2001 verwickelt gewesen sei. Beide Behauptungen haben sich als falsch erwiesen. - wiki

 

 

3.  "zwar keine »konkrete Bedrohung«"

Hier kann man noch sogar noch differenzieren zwischen "zwar keine" und dem in Anführngsstrichen gesetzten Subjekt »konkrete Bedrohung« selber. Zum Ersten ist dies wahrscheinlich der einzige Teil der gesamten Nachricht, welcher wahrhaft korrekt ist. Wie so oft, so ist es hier auch, hat die wenige Wahrheit die unliebsame Aufgabe, die restlichen Lügen zu verstecken.
Zum Zweiten ist die »konkrete Bedrohung« in Anführungsszeichen ein bischen wie ein Meme, ihr versteht? Man könnte auch stattdessen »uiuiuiui Gefahr« oder »Bombe Terrorist bin Laden« schreiben, aber damit es für das Auge gefällig und lesbar bleibt, lässt man es abstrakt. Was dort steht ist völlig egal und dass es in Anführungszeichen steht ist nicht etwa einer Zitation durch eine glaubhaft zitierfähige Quelle geschuldet, haha. Wir sind hier beim Kern des Fnord angelangt. Dies ist der Fixstern des Lügensystems dieser Nachricht.
Nietzsche weist darauf hin, dass demnach der Gebrauch von Worten in konventioneller Weise keine Wahrheit enthält. Da Menschen jedoch gesellschaftliche Wesen sind und ihre Sprache darum traditionellen Mustern folgen muss, besteht Wahrhaftigkeit in der moralischen „Verpflichtung, nach einer festen Konvention zu lügen“. - wiki


4.  Sprengsätze in Zahnpastatuben

 Was wäre eine Terror-Nachricht ohne ein konkretes Beispiel? Hier haben wir das wahrscheinlichste Beispiel zu essen bekommen und damit sich niemand am aben genannten Fnord aufhält, wird das Haus nicht mit Estrich sondern mit Honig gebaut. In diesem Fall ist es sonnenklar, dass wenn eine Bombe es irgendwo ins Flugzeug schafft, dann in Zahnpastatuben. Ich meine, wo anders wird sie wohl kaum sein, denn was anderes ist inzwischen nicht mehr erlaubt im Koffer. Und eine Zahnpastatube werden wohl 95% der Reisenden mit sich führen. Allein von der Wahrscheinlichkeit her kann das nur noch übertroffen werden von "Sprengsatz im Gehirn", das hat auch jeder Reisende mit im Flieger.

Nach Angaben der Ermittler befand sich der mögliche Sprengsatz in einem verdächtigen Gepäckstück von der Größe eines Laptops. Beim Durchleuchten wurden Batterien sichtbar, die über Kabel mit einem Zünder und einer laufenden Uhr verbunden waren. - wz, anderes topic, hier fundiert beschrieben.


5.  Das Bild zur Nachricht

Wie imemr geht hier keiner aus der Tür ohne von mir die Plastiktüte bildlich über den Kopf gestülpt zu bekommen. Aber da ich um eure Medienkompetenz nicht bangen muss, mache ich mir auch keine Sorgen, was die Interpretation von zwei hoch bewaffneten Einsatzkräften vor der Olympischen Flagge für ein Foreshadowing anklingen lassen sollen. Den Boden neutraler Berichterstattung haben wir ja schon mit der wahl der ard-domain verlassen und somit verlange ich von jedem ARD-Nachrichten Leser zu seinem eigenen Schutz und vor allem, um die »konkrete Bedrohung« abzuwenden, folgendes Produkt einzusetzen:

3 Kommentare:

Echse Rose hat gesagt…

Morgens Aronal, abends Semtex

Was mir noch gefehlt hat, war ein Hinweis auf das zur Gefügighaltung des Plebs äußerst nützliche propagandistische Sprachungetüm der "abstrakten Bedrohung", das seinerzeit von Otto Schilly (dem H.P. Friedrich für Leute, die Romulanerfrisuren geil finden) auf die öffentliche Meinung losgelassen wurde.
Das schwingt auch hier sehr deutlich mit- konkret bedroht sind wir zwar gerade -noch- nicht, aber abstrakt bedroht IMMER (nur jetzt noch mehr als sonst).
Ich werde jetzt aus Sicherheitsgründen erst mal das Zähneputzen einstellen, um die innere Sicherheit nicht zu sehr zu gefährden.

Anonym hat gesagt…

http://www.tagesanzeiger.ch/panorama/vermischtes/Nach-der-Zahnpasta-kommt-der-Schuh/story/23452905

Dan hat gesagt…

http://www.freitag.de/autoren/der-freitag/escortservice-vom-dienst

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